Zu den Steroidhormonen gehören neben den Sexualhormonen (u.a. Testosteron – das wichtigste Sexualhormon des Mannes) auch das Stresshormon Cortisol sowie sein Gegenspieler DHEA (Dehydroepiandrosteron; ein Prohormon, also eine Vorstufe für Androgene und Estrogene). Die Steroidhormone werden im Körper über verschiedene Zwischenschritte aus Cholesterin gebildet. Testosteron selbst wird beim Mann vorwiegend im Bereich der Hoden und zu einer geringen Menge auch in der Nebennierenrinde produziert.

TESTOSTERONWERTE IM ALTER

Ab dem 50. Lebensjahr kommt es zu einem Abfall des Serumtestosteronspiegels um etwa 0,4 bis 2% pro Jahr. Gleichzeitig erfolgt ein Anstieg des Sexualhormon bindenden Globulins (SHBG). Daraus resultiert ein verstärkter Abfall des bioverfügbaren (aktiven) Testosterons. Altershypogonadismus beschreibt einen Mangel an Testosteron, der mit einer entsprechenden klinischen Symptomatik einhergeht.

Folgende Faktoren (Symptome, Erkrankungen, Medikamente) können u.a. mit einem Testosteronmangel im Alter assoziiert sein:

nachlassende Lust auf Sex, Erektionsschwäche – insbesondere das Ausbleiben morgendlicher Erektionen, Depressionen und Müdigkeit, Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen, Leistungsabfall, körperliche Kraftlosigkeit, Übergewicht, Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom, Vitamin D Mangel, verringerte Knochendichte, Osteoporose, Erhöhung des Frakturrisikos, Einnahme von Glukokortikoiden und Opioiden, ein schlechter Gesundheitszustand

NATÜRLICHE WEGE ZU MEHR TESTOSTERON

  • körperliche Aktivität, Sport
  • Gewichtsreduktion
  • gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Einschränkung des Alkohol- und Nikotinkonsums
  • Stressabbau und Entspannung

TESTOSTERONGABE

Ziel einer Testosteronsubstitution ist das Erreichen physiologischer Serumspiegel. Die Indikationsstellung erfolgt aufgrund erniedrigter bioverfügbarer Testosteronkonzentrationen (Testosterondefizit) verbunden mit einer entsprechenden klinischen Symptomatik. Zur Substitution stehen eine Reihe verschiedener Verabreichungsformen zur Verfügung.

Als Kontraindikation (Gegenanzeige) gelten u.a.

  • Prostatakarzinom
  • erhöhtes prostataspezifisches Antigen (PSA) bzw. auffälliger Tastbefund
  • Mammakarzinom beim Mann (sehr selten)
  • Unbehandelte bzw. schwere Schlafapnoe
  • Hämatokrit > 50%
  • ausgeprägte Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) bei gutartiger Vergrößerung der Prostata (BPH)

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind daher erforderlich.

TESTOSTERONSUBSTITUTION UND KARDIOVASKULÄRE ERKRANKUNGEN

In einem „Safety Announcement“ vom 31.01.2014 teilt die U.S. Food and Drug Administration mit, dass weitere Untersuchungen zum Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko bei Patienten unter Testosteronsubstitution durchgeführt werden, nachdem zwei kürzlich veröffentlichte Studien ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse ergeben haben. Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu vorangegangenen Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Testosteronsubstitution und kardiovaskulären Ereignissen nachgewiesen haben.

Die U.S. Food and Drug Administration gab am 19.06.2014 eine sogenannte „Drug Safety Information“ bezüglich der Bildung von Blutgerinnseln unter Substitution von Testosteron und dem damit verbundenen Risiko einer tiefen Venenthrombose bzw. eines thromboembolischen Ereignisses (z.B. Lungenembolie) heraus.

Sofern schwerwiegenden kardiovaskulären Vorerkrankungen vorliegen, werden vor Einleitung und im Verlauf einer Testosteronsubstitutionstherapie regelmäßige kardiologische Untersuchungen empfohlen.

TESTOSTERONSUBSTITUTION UND PROSTATAKREBS

Es gibt derzeit kein Hinweis auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Testosteronsubstitution und der Inzidenz (Auftreten) eines Prostatakrebs.

Nach Therapie eines lokal begrenzten Prostatakarzinoms kann u.U. eine Testosteronsubstitutionstherapie in Betracht gezogen werden, wenn

  • eine komplette Entfernung des Tumors (R0-Resektion) erfolgt ist
  • und eine unauffällige Nachsorge für mindestens ein Jahr ohne Nachweis eines Rezidives durchgeführt wurde
  • ein Gleason Score < 8 vorliegt

Auch hier gilt: Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt vor Einleitung einer entsprechenden Therapie.